Der 26, 5-m-Kutter

Diesen Text sowie den Bauplan habe ich aus der Zeitschrift "modell bau heute" Ausgabe 9'89 entnommen.

Wenngleich die See- und Küstenfischerei einige Monate älter ist als die DDR, sie nahm ihren Anfang mit der Bildung des Volkseigenen Betriebes Ostseefischerei in Saßnitz am 7. Februar 1949, so ist sie doch ein Kind des Arbeiter-und-Bauern-Staates. Als nach dem verheerenden zweiten Weltkrieg Arbeiter und Bauern unter der Führung der Partei daran gingen, die Trümmer des faschistischen Deutschlands beiseite zu räumen und das Fundament für einen Friedensstaat zu legen, fehlte auf unserem Territorium die Fischwirtschaft fast völlig. Doch sie entstand als einer der ersten neuen Wirtschaftszweige, gefördert durch die SMAD und die konsequente Politik der SED zur Entwicklung der Lebensgrundlagen unseres Volkes. Der Ostseefischereibetrieb entwickelte sich schon bald nach der Gründung der DDR zum VEB Fischkombinat Saßnitz, dessen Tätigkeitsfeld sich mit der wachsenden Wirtschaftskraft unseres Staates weit über die Ostsee hinaus ausdehnte. Die Fangflotte erlebte eine stürmische Entwicklung ...

Wesentlicher Anteil an unserer Seefischversorgung
Der 26, 5-m-Kutter
Mit 17 m Kuttern für die 0*1 see nahm der Betrieb 1949 die Arbeit auf, und schon 1952 fuh ren die ersten 24 m Kutter zum jiringsfang in die Nordsee sfenn auch die See- und Kü stenfischerei und die seit 1950 bestehende Hochseefischerei alle Anstrengungen unter nah men. um von Jahr zu Jahr mehr Fisch anzulanden, konnte die Nachfrage noch immer nicht in dem gewünschten Maße be friedigt werden Im Gegensetz zu heute aber gab es damals noch ein" Rohstoffbasis mit großen ungenutzten Reserven Es war deshalb eine logische Konsequenz, die Fangkraft der Flotte zu erhöhen und auf die sem Wege den Fischbedarf zu decken. In dieser Situation wählte die See und Küstenfi schere! den in unserer Wirt schah immer wieder mit Erfolg beschrittenen Weg der Intensi vierung durch erweiterte Re Produktion Ehe 17m Kutter wurden an die Fischerei Fahr zeug und Gerale-Stationen ubergeben und bildeten die Grundlege für die schnelle Entwicklung der im Nahbereich tatigen Produktionsgenossen schaffen werktätiger See und Küstenfischer (FPG). Der VEB Fischkombinat Saßnitz dagegen entwickelte das Konzept für ein neues, qualitativ weiter entwickeltes Schiff.
Das größte Fahrzeug unserer Fischerei
Entsprechend der durch den damaligen VEB Fischkombinat Saßnitz vorgegebenen Einsatz konzeption. die einen Großkutter für die Grundschleppnetze scheret in der Nord und Ostsee mit einer Selbständigkeit" dauer von 18 Tagen und einem Fahrbereich von 3500 sm for derte. erarbeitete der VEB Schiffbau. Projekt- und Konstruktionsbüro Berlin Köpe nick, des Proiekt für den 26,5 m Kutter Im Auftrag der Bauwerften, dem damaligen VEB Schiffbau und Reparatur werft Stralsund und dem VEB El bewerft Boizenburg, führte auf der Grundlage des Projek tes der VEB Volkswerft Stralsund die Konstruktion des Kutters aus, der durch die nachfolgenden technischen Daten charakterisiert wurde;

Länge über alles 26.45 m.
Länge zwischen den Loten 23 40 m,
Breite auf Spanten 6,70 m,
Seitenhöhe 3,65 m,
Konstruktionstiefgang 3,00 m.
Kielfall 1,00 m.
Deplacement 234t,
Tragfähigkeit 84t,
Vermessung 131 BRT/47 NRT.




Bei diesen neuen, bis heute größten Fahrzeugen der See und Küstenfischerei der DDR handelt es sich um einen Seitenfänger mit zwei Masten, Beck, Poop und hintenliegendem Decksaufbau. Die in einer kombinierten Niet- und Schweißkonstruktion ausgeführten Kutter wurden von den Bauwerften nach der Flächen und Volumensektionsbauweise hergestellt Die Motorkutter erhielten eine Hauptmaschine vom Typ R6 DV136, die 185 kW Leistung entwickelte und eine Freifahrtgeschwindigkeit von 9,5 kn ermöglichte.
Die achtköpfige Besatzung wurde in einer Viermannkammer, die gleichzeitig als Messe diente, und zwei Zweimannkammern untergebracht. Alle Kammern, die Kombüse und die Sanitärräume befanden sich im Decksaufbau. Die Fischereiausrüstung der Kutter entsprach der herkömmlicher Seitenfänger. Die Standardkurrleinenwinde besaß zwei Spillköpfe und zwei Seiltrommeln, die jeweils 700 m Kurrleine mit 14 mm Durchmesser aufnehmen konnten. Die Kutter konnten 45 t Fisch im Laderaum in Hokken stauen Mit Hilfe einer Kühlanlage sowie durch Beimengen von Scherbeneis wurde die Frischhaltung des Fisches gewährleistet. Die ersten 20 der insgesamt 50 Fahrzeuge umfassenden Serie baute von 1956 bis 1958 der VEB Schiffbau- und Reparaturwerft Stralsund. Da die Werft selbst nicht über die erforderlichen Einrichtungen verfügte, gab sie die Schiffskörper bei der benachbarten Volkswerft in Auftrag und führte selbst den Fertigbau und die Ausrüstung durch. Der erste 26 5 m Kutter. SAS 270 ELBE, lief am 16. Juli 1956 vom Stapel und wurde am 4 Januar 1957 durch den VEB Fischkombinat Saßnitz übernommen Das letzte Fahrzeug, SAS 320 STERNHAI lieferte der VEB Elbewerft Boizenburg, der 1958/59 30 Kutter baute, am 4 Mai 1959 an den Auftraggeber ab. Zwischen den Bauausführungen beider Werften bestanden nur geringfügige Unterschiede. Aus der Sicht der Betreiber wesentlich war der Antrieb der Kurrlei-nenwinde, der bei den Stralsunder Kuttern durch Flachriemen, bei den Boizenburgern mittels Kardanwelle von der Hauptmaschine aus erfolgte. Auch innerhalb der Teilserie einer Werft gab es Weiterentwicklungen. So erhielten die ersten 10 Schiffe aus Stralsund noch eine 110 Volt E-Anlage. Danach wurde eine 220 V Anlage ausgeführt.



Der Museumskutter im Sasnitzner Hafen